Standpunkte

Freiheit

Allzu fahrlässig verwenden wir heute den Begriff der Freiheit. Einerseits ist die Freiheit das, wonach wir streben. Andererseits muss und darf Freiheit in einem funktionsfähigen Staat, in einer zukunftsfähigen Gesellschaft seine Grenzen haben.

Grundsätzlich verstehen wir Freiheit, als Möglichkeit des Einzelnen zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten unter der Maßgabe eigener Prinzipien zu wählen. Dies ebnet den Weg zum selbstbestimmten Leben. Unsere Demokratie und gesellschaftliche Grundordnung bieten sicherlich die beste Grundlage für größtmögliche Selbstverwirklichung. Allerdings sah bereits Platon eben diese Demokratie bei einem Übermaß an Freiheit gefährdet bzw. an der Grenze zur Anarchie. Eben dieser Platon sah als frei auch den, der sein Leben selbstbeherrscht und an der Vernunft orientiert führt. Damit unterstellt er einem Leben in Freiheit auch eine gewisse charakterliche Reife. Mill formulierte die bekannte prinzipielle Grenze der Freiheit des Einzelnen, wenn die Freiheit eines anderen oder das Interesse des Allgemeinwesens infrage gestellt wird. Einen vergleichbaren ethischen Anspruch formuliert auch Kant mit seinem kategorischen Imperativ, also eine Freiheit im »positiven Verstand«, die in der Sittlichkeit ihre Grenzen findet.

Was ist also heute Freiheit? Ist es die Freiheit des ungehemmten Konsums; ein Eindruck, den man bekommen kann, wenn man manchen Zeitgenossen beobachtet?

„Freiheit ist eines der höchsten Güter unseres Gemeinwesens. Allerdings müssen wir aufpassen, dass wir die Grenzen der uns gegebenen Freiheitsrechte nicht zunehmend überschreiten oder unsere individuellen Ansprüche an Freiheit die Belastbarkeit unserer Gesellschaft nicht überdehnen. Das Verständnis von Freiheit darf nicht einhergehen mit der Abwesenheit äußerer Zwänge und Bindungen. Das Gemeinwohl und die Rechtsordnung müssen gewahrt bleiben und das Recht des Einzelnen darf nicht infrage gestellt werden, durch grenzenlose Ansprüche an Freiheit. Freiheitsrechte kann ein funktionierender demokratischer Staat nur gewährleisten, wenn diese auch ihre Grenzen finden. Rechtsgüter wie Eigentum, körperliche Unversehrtheit, Gesundheit und Leben, aber auch der Wohlstand unserer Gesellschaft dürfen nicht infrage gestellt werden durch den hemmungslosen, teilweise unsittlichen Anspruch an Freiheit. Nicht alles Individuelle oder gemeinschaftliche Tun und Handeln kann mit dem Anspruch an Freiheit begründet werden. Wir müssen uns heute mehr denn je als in den letzten Jahrzehnten fragen, welche Freiheit wir meinen und wo auch einfach einmal Schluss ist. Ein Beispiel ist der teilweise komplett enthemmte Konsum, manchmal Trash-Konsum, wie ich es nenne. Dort zum Beispiel muss Freiheit begrenzt werden, sonst werden wir nicht nachhaltig die Lebensgrundlagen späterer Generationen bewahren können und unsere Enkel werden uns einmal fragen, ob wir denn total bekloppt waren – Konsum des Konsums willen.“ sieht Sven Hansmeier die Notwendigkeit über Kategorien und Grenzen von Freiheit in einer modernen Gesellschaft zu diskutieren.

Staat und Teilhabe

Wenn wir fragen, was wir unserem Staat erwarten, dann müssen wir fragen, was Staat ist. Diesseits folgen wir der Vorstellung, dass Staat auf der freiwilligen Übereinkunft der Menschen fußt, die in einer gemeinsamen Ordnung leben wollen, die u.a. Frieden, Schutz von Gesundheit und Leben, Rechtssicherheit, Eigentum und Wohlstand gewährleistet. Staat ist damit nicht das alleinstehende Ding, das mit uns nicht zu tun hat, sondern wie ein Vertrag über die Ordnung, den wir quasi miteinander schließen bzw. dem wir mit unserer Geburt beitreten. Ein Staat kann so lange bestehen, wie wir uns in der ganz großen Mehrheit an diese Übereinkunft halten. Yuval Noah Harari würde Staat wohl als Fiktion bezeichnen, die so lange besteht, wie die Menschen an ihn glauben.

Egal, welchem Zugang zum Staatsbegriff man folgt, ist der Staat „wir“ und nicht „die“.

Daraus folgt für Sven Hansmeier die Überzeugung, „dass ein Staat nur so lange fähig ist zu existieren, wie die Menschen, die sich seine Ordnung gegeben haben, diese auch akzeptieren. Der Staat lebt von und mit den Menschen. Das bedeutet für mich, dass das Individuum, der einzelne Mensch, der Bürger oder wie immer wir das kleinste Glied bezeichnen, seinen bestmöglichen Beitrag für den Fortbestand leisten muss. Staat funktioniert nicht, wenn die Bürger nicht mitmachen, die Ordnung nicht (mehr) akzeptieren, sich nicht an Regeln, also Gesetze, halten und nicht bereit sind, sich für die Gemeinschaft einzubringen. Es gibt eben nicht »die da oben«, denn diese, wohl die Regierenden, Verbandsfunktionäre und Wirtschaftsführer, sind nur ein Teil von allen. Es gibt sie nur, wenn alle an sie bzw. ihre Funktionen glauben. Die Zukunft eines Staates basiert darauf, dass alle mitmachen und sich nicht außerhalb stellen.“

Deutschland und Heimat – 2021: 150 Jahre Deutschland

Es gibt alte Staaten wie Frankreich. Dort konstituiert sich die Fiktion des französischen Staates bzw. die Übereinkunft über die Existenz Frankreichs in dem Glauben an die Identität, Franzosen zu sein. Das ist beispielsweise in Afghanistan ganz anders. Befasst man sich mit diesem Staat, dann wird dieser so möglicherweise eher von außen als von innen gesehen. Bei der Vielfältigkeit der Bevölkerungsgruppen fehlt es allein an der Übereinkunft eines gemeinsamen Staatsvolks.

Deutschland ist wie so häufig komplex zu sehen. Es eint die 83 Millionen Bundesbürger die mehr oder weniger gleiche Sprache, der FC Bayern München in der Champions League (bis vor einigen Jahren auch die Fußballnationalmannschaft) und die gemeinsame sehr leistungsfähige Volkswirtschaft. Dann wird es – provokant gesagt – mit dem Deutschsein schon schwierig.

Das Grundgesetz, ein durchaus erprobter Staatsvertrag zwischen den deutschen Ländern, spricht eben bereits in seiner Eingangsformel von mehreren Identitäten, sprich Ländern bzw. deren Volksvertretungen. So spricht von vornherein der alte Artikel 23 GG von einem Beitritt anderer nicht näher bestimmter Gebiete Deutschlands, allerdings ohne Festlegung der Grenzen. Somit treten die sich auf dem Boden der ehemaligen DDR konstituierten Länder der Bundesrepublik bei. Insofern kann nur sehr idealistisch von einer »Wiedervereinigung« gesprochen werden. Denn kann sich etwas wiedervereinigen, dass in der Form kaum je einig war? War es in Ost wie West tatsächlich eine Entscheidung zum Anschluss der heute ostdeutschen Länder an die Bundesrepublik Deutschland, weil die Menschen sich als ein einiges Volk verstanden?

An die Demonstrationen im Osten erinnern wir uns noch, als aus »wir sind das Volk« »wir sind ein Volk« wurde. Aus dem Westteil sind diese Forderungen in dieser öffentlichen Vehemenz nicht bekannt. Im Gegenteil, der Kanzlerkandidat der SPD 1990 Oskar Lafontaine äußerte seine Skepsis zum Beitritt der sog. neuen Länder öffentlich und wollte gar die Übersiedlung von Ostbürgern in den Westen von Wohnung und Arbeit im Westen abhängig machen, wie er 2014 noch einmal in einem Interview mit dem Deutschlandfunk bestätigte. Paris sei für ihn als Saarländer auch näher (gewesen) als Berlin und der Alltag mit den französischen Nachbarn alltäglicher als mit fernen Sachsen.

Wohl waren die Aussichten auf dauerhafte Reisefreiheit und Wohlstand durch D-Mark die wesentlichen Triebfedern des Wunsches einig mit dem Volk im Westen zu sein, dass sich gleichsam über Jahrzehnte wesentlich darüber definierte.

Kurzum, bereits die deutsche Nationalstaatsgründung 1871 war weitestgehend ein Beitritt deutschsprachiger Länder zum preußisch dominierten Norddeutschen Bund unter eben preußischer Hegemonie. Somit kann 1871 kaum von einer Vereinigung gesprochen werden, was wiederum eine Wiedervereinigung 1990 ausschließt. Die preußische Krone versuchte insofern bekanntermaßen durch opulente Bauwerke und Legenden die Fiktion einer deutschen Identität zu schaffen. Wie weit das gescheitert ist, zeigt auch die emotionslose Ignoranz von Politik, Bevölkerung und Medien des 150-jährigen Jubiläums des deutschen Nationalstaats 2021.

„Fragen Sie mich nach meiner Heimat, dann sage ich Ihnen Braunschweig, dass es das Braunschweiger Land ist. Mit unseren niedersächsischen Landsleuten in Oldenburg, Schaumburg-Lippe und auch Hannover fühle ich mich noch mit gemeinsamer Geschichte und Kultur verbunden. Ganz ehrlich – Bayern ist nicht deutscher als Österreich, dass das eine nun zu Deutschland gehört und das andere nicht, ist eine Willkür der Geschichte, die sich 1866 bei Königgrätz entschied. Dennoch teilen wir unter dem Bundesadler und Schwarz-Rot-Gold heute gemeinsame Werte, die Geschichte der Aufklärung, unser gemeinsames Rechts- und Freiheitsverständnis sowie, ja das auch, eine der besten Staatsordnungen der Welt unter dem Primat unseres Grundgesetzes. Deswegen bin ich gern Deutscher und setze mich für diesen Staat ein.“ positioniert sich Sven Hansmeier deutlich.

Deutschland in Zukunft

Heute beobachten wir zunehmend, wie uneinig in Geist und Herz sich die unterschiedlichen Landsmannschaften in der Bundesrepublik sind. Für die Zukunft und die Herausforderungen der globalisierten Welt reicht eben ein Staatsvertrag nicht aus. Der Geist dieser Nation muss sich in einem neuen Gesellschaftsvertrag wiederfinden, der das Deutschsein (neu) bestimmt.

„Der bundesdeutsche Föderalismus spiegelt das Identitätsverständnis der unterschiedlichen Landsmannschaften gut wider. Der Sachse ist und bleibt Sachse, wie der Saarländer sich in seiner Heimat wiederfindet und der Ostfriese dem Holländer näher ist als dem Bayern. Dennoch müssen wir Fragen stellen und Antworten finden für das, was uns in der Zukunft verbindet. Das muss mehr sein, als es der deutsche Fußball leisten kann. Wir müssen eine Fiktion kreieren, die uns nachhaltig eint“, stellt Sven Hansmeier Anforderungen an einen (neuen) deutschen Gesellschaftsvertrag.

Eine leistungsfähige Industrie, Forschung und Wissenschaft von Weltgeltung und eine weitestgehend funktionierende Sozialpolitik hat u.a. Deutschland einen Rahmen und den Menschen ein Verständnis von Deutschsein gegeben. Das müssen wir neu erfinden.

Wir brauchen neue Ideen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Und uns fehlt gesellschaftlicher Konsens. Im Idealfall wären wir Vordenker einer Art neuer europäischer Aufklärung, bei der Aspekte wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Generationengerechtigkeit und Bildung im Mittelpunkt stehen.

Gerade Bildung ist die Grundlage dafür, Wohlstand zu erarbeiten. Wohlstand ist z.B. die Grundlage für Klimaschutz, den wir ohne Wohlstand nicht bezahlen können. Zudem macht Wohlstand ein Land politisch handlungsfähig. Die Kulturgeschichte der Menschheit zeigt, dass Wohlstand die Grundlage einer funktionierenden Staatsfiktion ist.

„Wir können aus unserer Geschichte lernen. Ich wünsche mir ein Land der Dichter und Denker 2.0. Wir brauchen die Dichter, also die Visionäre und die Denker, die daraus Zukunftsprogramme entwickeln. Dafür müssen wir als Gesellschaft Vorbilder und Eliten akzeptieren. Eliten sind nicht nur reiche Menschen, woran man schnell denkt. Eliten, das sind führende Köpfe in der Wissenschaft, tolle Ingenieure, leistungsfähige Handwerker und anpackende mittelständische Unternehmer, nachhaltig, innovativ wirtschaftende Land- und Forstwirte, starke Charaktere in der Politik, natürlich auch erfolgreiche Wirtschaftsführer. All diesen Menschen müssen wir eine Plattform für Erfolge geben. Diese Plattform kann nur unsere Gesellschaft sein. Wir dürfen nicht neiden, wir müssen schon unsere Kinder herausfordern und dann fördern. Bildung ist der wichtigste Schlüssel zum Überleben einer Gesellschaft in der Informationsgesellschaft der Zukunft. Nicht jeder erklimmt die Spitze, aber jeder hat seinen Platz, jeder wird gebraucht, wenn er mitmacht. In einem müssen wir uns aber einig sein. Wir müssen als Bürger dieses Landes gemeinsam den Anspruch haben, Schrittmacher zu sein, wenn es um Multilateralismus und Spielregeln in der Globalisierung geht. Dafür müssen wir international ökonomisch attraktiv sein. Dazu müssen wir Felder definieren, in denen wir Spitzenklasse sein wollen. In der Wirtschaft können das Themen sein wie Mobilität, Digitalisierung, moderne Medizin, Energie und Ernährung sowie Life Sciences. Jeder muss mitgenommen werden, aber jeder muss auch mitmachen. Eine Gesellschaft, die das Miteinander im Zentrum hat, ist dafür Voraussetzung.“ beschreibt Sven Hansmeier seine Zukunftsidee für einen nachhaltig funktionierenden deutschen Staat.

Gesellschaft und Miteinander

»Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country.« John F. Kennedy beschrieb mit diesem Satz die Unmöglichkeit des Staates, zum Allversorger seiner Bürgerinnen und Bürger zu werden. Es müsse zunächst der Einzelne auf der Grundlage seiner individuellen Freiheit für sein Leben und sein Auskommen selbst verantwortlich ist.

Darüber hinaus gibt es Aufgaben in einem Staat, die ausschließlich die Gesellschaft als Ganzes zu leisten in der Lage ist. Dazu zählen der Schutz der Freiheit des einzelnen, Recht und Ordnung als Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens, der Schutz und die Unterstützung für weniger leistungsfähige Mitbürger, Alte, Kranke und Schwache, die nicht selbst in der Lage sind, sich zu helfen. All das ist kollektive Aufgabe, der sich die Gesellschaft als Solidargemeinschaft stellen muss.

Der deutsche Solidarstaat hat sich wiederholt bewiesen, dieser hat gerade die Bundesrepublik durch viele herausfordernde Zeiten getragen. Diesen müssen wir bewahren, was heißt, dass jedermanns Leistung gefordert ist, diesen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Jeder nach seiner Leistungsfähigkeit, nicht nach seinem Leistungswillen, fordert Sven Hansmeier eine Gesellschaft, in der zunächst der persönliche Beitrag zum Allgemeinwohl gefordert werden muss, bevor Leistungen des Staates abgefordert werden.

Mittelstand ist Wohlstand

Das Deutschland des 20. Jahrhunderts und auch des 21. Jahrhunderts zieht seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Stärke daraus, sowohl eine starke Industrienation zu sein, als auch auf das breite Fundament eines leistungsfähigen Mittelstands zu bauen. Unsere Industrie öffnet uns die Tore zur Welt und zu einer gewissen politischen wie ökonomischen Unabhängigkeit.

Die Vielzahl der kleinen und mittleren Unternehmen bestimmen allerdings seit jeher wirtschaftlichen Wachstum und den gesellschaftlichen Wohlstand Deutschlands. Zum Mittelstand zählen die Ein-Mann/Frau-Startups und Dienstleister genauso, wie Handwerksbetriebe und große traditionsreiche Familienunternehmen, die sich insbesondere zu ihren heimischen Standorten bekennen.

„Unser Handwerk und unsere Landwirtschaft sind im Wesentlichen lokal und nicht global tätig. Sie sichern jeden Tag unsere Versorgung. In der Coronazeit haben wir den Wert eines Besuchs des Friseurs, der Kosmetikerin oder den Notdienst des Heizungsmeisters erfahren dürfen. Wir müssen das nun auch wieder wertschätzen. Dazu zählt, die Arbeit dieser Dienstleister angemessen zu entlohnen“, fordert Sven Hansmeier mehr Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft für örtliche Dienstleister.

Im deutschen Mittelstand sind über 70 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Über 90 % der Ausgebildeten kommen aus kleinen und mittleren Unternehmen. Über 80 % der Unternehmen im Mittelstand haben weniger als 5 Mitarbeiter.

„Politik muss mehr denn je unsere kleinen Unternehmen im Auge haben. Nicht jeder Landkreis, nicht jede Gemeinde kann eine Betriebsstätte von Volkswagen ansiedeln. Wohlstand und Handlungsfähigkeit unserer Kommunen sind abhängig von einem erfolgreichen örtlichen Mittelstand. Darauf müssen sich unsere Räte und Verwaltungen stärker konzentrieren, um Menschen in den kleinen Städten und Gemeinden zu halten“, plädiert Sven Hansmeier für eine stärkere Konzentration der kommunalen politischen Akteure auf das örtliche Unternehmertum.

Verantwortung des Unternehmers – Verantwortung für Unternehmer

Der Unternehmer im kleinen wie im großen mittelständischen Unternehmen steht an 365 Tagen im Jahr in der Verantwortung für seinen Betrieb, seine Mitarbeiter und Kunden. Das Unternehmen erwirtschaftet das Einkommen für seine Familie und ihn. Die Mitarbeiter leisten einen wesentlichen Beitrag für den Erfolg des Unternehmens. Gerade kleine mittelständische Unternehmer erleben sehr häufig ein eher eingeschränktes öffentliches Interesse für ihr Fortkommen. Das gerade, wenn die Zeiten einmal schwierig sind. Insofern ist der Unternehmer besonders gefordert, für sein Unternehmen einzustehen und dieses zukunftsfähig zu halten. Diese Verantwortung schuldet er insbesondere seinen Mitarbeitern.

„Meine Familie hat für unser Unternehmen stets Wert darauf gelegt, dass dieses krisensicher finanziell ausgestattet wird. Eine Eigenkapitalquote bei 50 % und mehr ist unser Zielkorridor. 2020 haben wir beispielsweise ein Konzerneigenkapital von 58 % ausgewiesen. Das schulden wir nicht nur nachfolgenden Generationen, wenn wir unseren Familienbetrieb nachhaltig betreiben wollen. Das schulden wir auch unseren Mitarbeitern, die schließlich nicht nur ihren Lohn bzw. ihr Gehalt als Teil der Unternehmensrendite erwirtschaften, sondern einen hohen Anteil an der langfristigen finanziellen Ausstattung des Unternehmens haben. Ich habe in den vergangenen zwei Jahrzehnten einiges an Unternehmen kommen und gehen sehen – Nachunternehmer, Lieferanten, aber auch Mitbewerber. Die meisten schaffen keine Substanz, sondern arbeiten nur mit dem laufenden Ertrag. Das große Auto, die moderne Büroausstattung u.v.m. auf Pump per Leasing. Gewinne werden privat abgeschöpft. Das funktioniert immer nur so lange, wie es keine Ertragseinbußen gibt. Die Zeche zahlen nachher dann die Mitarbeiter und Kunden“, setzt sich Sven Hansmeier für verantwortungsbewusstes Unternehmertum ein.

Andererseits dürfen Politik und Gesellschaft nicht ihre Verantwortung für die örtliche mittelständische Wirtschaft aus dem Blick lassen. Ein attraktiver Standort, ein funktionierendes Gemeinwesen, ein breites kulturelles Angebot basiert auf einer vielfältigen und erfolgreichen örtlichen Wirtschaft und deren Beitrag.

„Meine Familie und ich versuchen, so viel wie möglich vor Ort oder in der Region einzukaufen. Sehr gern arbeiten wir auch mit örtlichen Betrieben zusammen, wenn diese in uns auch Partner und nicht nur Wettbewerber sehen. Onlinemarktplätze sind attraktiv und komfortabel. Sie leisten aber keinen Beitrag für das gesellschaftliche Leben vor Ort. Sie unterstützen keinen Sportverein, keine Konzertreihe, bilden nicht vor Ort aus. Politische Akteure im ländlichen Raum werden nie im Klub der Kollegen in Braunschweig, Wolfsburg, München oder Hamburg spielen, sie können und müssen sich aber darum kümmern, dass die örtliche Wirtschaft agil und handlungsfähig sowie der Standort attraktiv bleibt oder wird. Sonst gehen erst die Unternehmen und dann die Menschen.“, appelliert Sven Hansmeier an Bürger und Politik zum örtlichen Unternehmertum zu stehen.

Jagd und Natur

„«Ich jage nicht, um zu töten, ich töte, um gejagt zu haben.» Dieser Satz des spanischen Philosophen José Ortega y Gasset leitet ebenso mein Verständnis der Jagd wie das Gedicht «Waidmannsheil» von Oskar Riesenthal, dessen erste Strophe den meisten von der Jägermeisterflasche bekannt ist: «Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.» leitet Sven Hansmeier stets ein, wenn er gefragt wird, warum er zur Jagd geht.

Dieses Verständnis der Ethik von Jagd beschreibt nichts anderes als christliche Achtung vor der Schöpfung, vor der Natur, die die Jäger in der Familie Hansmeier leitet. Das wird von Generation zu Generation so weitergegeben.

Jagd, also das Töten eines Geschöpfes auf Erden soll ebenso Ernte der natürlichen Ressourcen sein. Es dient der nachhaltigen Zurverfügungstellung von einwandfreiem Lebensmittel. In den Jagden der Familie Hansmeier wird nur so viel Strecke gemacht, wie auch der eigenen Küche, Freunden und anderen Abnehmern, z.B. aus der Gastronomie zugeführt werden kann. Dabei steht der gesunde Wildbestand im Vordergrund.

„Im Jahr 2018 bin ich in diese Familie gekommen. Mit Jagd hatte ich davor keine Berührung. Wildbret stand zudem nicht zwingend auf meiner Speisekarte. Ich kannte das nur als streng im Geschmack. Sven hat mich dann immer wieder einmal mitgenommen. Er hat mir draußen viel erklärt und ich habe gelernt, dass solche Jäger echte Naturexperten sind. Natürlich hat er auch Wild erlegt. Immer wieder begleite ich ihn auf Ansitz. Ich bin inzwischen stolz, dass in dieser Familie gejagt wird. Zunächst hat meine Schwiegermutter für mich einmal klassisch Braten zubereitet, vom Reh wie vom Wildschwein. Das ist sehr lecker, das kannte ich vorher so nicht. Es kommt eben auf die Qualität des Fleisches an und das ist aus der eigenen Jagd schon erstklassig. Zu Hause grillen wir auch viel Wildfleisch, vom Reh, vom Hirsch und auch vom Wildschwein. Leberwurst und Mettwurst Braunschweiger Art sind auch klasse. Das verschenke ich inzwischen mit hohem Zuspruch gern an Familie und Freunde.“ erklärt Sabrina Hansmeier ihren Zugang zur Jagd.

[Bild Sabrina und Sven bei der Jagd] Jagd findet in der Regel vom Einzelansitz aus statt oder vom ruhigen Gemeinschaftsansitz in kleinen Gruppen. Sogenannte Treib-, Bewegungs- oder Drückjagden lehnt die Familie im Gegensatz zu u.a. den staatlichen Forsten als Hauptjagdart ab. Damit steht Sven Hansmeier im Widerspruch zur Leitung der Niedersächsischen Landesforsten und zum Landwirtschaftsministerium sowie zur Jagdpolitik von Bündnis 90/Die Grünen.

Bewegungsjagden, also Gemeinschaftsjagden, bei denen das Wild zunächst durch Hunde und Treiber in Bewegung gebracht und dann von sogenannten Drückjagdständen beschossen wird, finden nur in Ausnahmefällen bei hohen Schwarzwildbeständen zur Seuchenprävention statt.

„Der Erlegung des Wildes bei Bewegungsjagden geht zunächst das Aufscheuchen des Wildes voraus, sodass dieses verängstigt auf seinen Wechseln flüchtet. Es folgt dann auf das flüchtige Wild der mehr oder weniger, eher weniger präzise Schuss. Zum einen tritt der Tod häufig nicht ad hoc ein und die Stresshormone beeinträchtigen zudem die Qualität des Wildbrets erheblich. Meine knapp drei Jahrzehnte als Jäger sind da reich an Erfahrung. Insofern ich zu Bewegungsjagden selten lade, ist der Kreis der Schützen dann wohl ausgewählt. Als Gast lege ich Wert darauf, dass eine Jagd gut organisiert ist, die Schützen erfahren und der Jagdherr mir gut bekannt ist und ich von seinen ethischen Ansprüchen überzeugt bin. Wichtig ist mir der würdevolle Umgang mit dem erlegten Wild. Meine Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich nur sehr wenigen Einladungen im Jahr entspreche. Die Ministerin Otte-Kinast habe ich gebeten, mich von den Einladungslisten der Landesforsten zu entfernen.“ Sven Hansmeier zu seiner Haltung zu Bewegungsjagden.

In der Familie Hansmeier wird Jagd als ganzheitliche Aufgabe im ursprünglichen Verständnis von Hege betrachtet. Letztendlich findet sich Aufgabe in § 1 (2) BJagdG wieder: »Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen (…)«. Die Aktivitäten in der Revierbetreuung, die von einem geprüften Jagdaufseher unterstützt wird, erstreckt sich in Zusammenarbeit mit örtlichen Landwirten somit auch auf die Anlage und Kultivierung von nicht bejagten Wildäsungsflächen, Streuobstflächen und Blühwiesen in nennenswerten Flächengrößen. [Bilder Sven im Greening] Das bietet den wiederkäuenden Schalenwildarten ein Äsungsangebot in Wildruhezonen, das den Verbiss in Forstkulturen signifikant minimiert. Niederwildarten wie der Feldhase, der i.d.R. nicht bejagt wird, finden abseits der monokulturellen Ackerwirtschaft ebenso auskömmlich Lebensraum wie diverse (Sing-)Vogelarten und vielfältige Insekten. Als Inhaber des Jagdrechts leistet die Familie Hansmeier den Landwirten anteilig Kostenersatz für die Herausnahme solcher Flächen aus der Bewirtschaftung, die das Maß der vorgeschriebenen Greeningmaßnahmen etc. der Landwirte deutlich überschreiten.

Jagd als Sport oder weite Jagdreisen zur exotischen Trophäenjagd lehnt die Familie Hansmeier grundsätzlich ab. Die Aufmerksamkeit gehört der Verantwortung, die man in der Lüneburger Heide langfristig übernommen hat.

Stets wird in der Familie seit Jahrzehnten ein langhaariger Vorstehhund geführt. Daneben, dass ein Hund immer der treueste Gefährte des Menschen ist, gilt: »Jagd ohne Hund ist Schund«. Das Aufstöbern von Jungwild vor einer Wiesenmad durch die Landwirte, das Überprüfen der Wildwechsel wie in letzter Konsequenz auch das Nachsuchen verletzten Wildes. Heute begleitet die Deutsch Langhaar-Hündin Zita von der Riedleite (*2017) die Familie im Alltag und bei der Jagd. Die alte Kleiner Münsterländer-Hündin im Ruhestand, Kora von der Mühle (*2010) leistet Vera Hansmeier Gesellschaft und vermag es immer noch die jüngere Hündin zu Räson zu knurren.

Waidmannsheil Das ist des Jägers Ehrenschild,
daß er beschützt und hegt sein Wild,
waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

 Das Kriegsgeschoß der Haß regiert,
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?

Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild,
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!

Oskar v. Riesenthal, 1880